Mit diesem Blog möchte ich Interessierten einen kurzen Überblick über Organisationsformen, Frameworks und Methoden geben, die mir im agilen Umfeld (oder der Literatur) bisher begegnet sind. Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im Gegenteil, ich würde mich sehr über Ergänzungen und Kommentare freuen.
Frameworks
Frameworks könnte man auch als Prozessmodelle bezeichnen. Sie werden oft auf Team-Ebene eingesetzt. Spricht man von agilen Arbeitsweisen, kommt an erster Stelle natürlich Scrum (https://de.wikipedia.org/wiki/Scrum), gefolgt von Kanban, das in Scrum eingebettet ist, aber auch alleine seine Verwendung findet (https://de.wikipedia.org/wiki/Kanban_(Softwareentwicklung)).
Führt man Scrum oder Kanban auf Team-Ebene ein, stößt man früher oder Später auf das Skalierungs-Problem: wie organisieren / koordinieren wir mehrere Teams. Hier entstanden im Laufe der Jahre aus dem Umfeld der Scrum-Erfinder mehrere Skalierungs-Frameworks. LeSS (oder Large Scale Scrum) ist ein Ansatz der gut geeignet ist, wenn viele Teams am gleichen Produkt arbeiten (https://less.works/less/framework/index.html). Nexus ist ein ähnlicher Ansatz, den ich persönlich etwas bevorzuge, weil das übergreifende Integrations-Team für mich klarer greifbar ist (https://www.scrum.org/resources/nexus-guide). Weitere Skalierungs-Frameworks sind Scrum of Scrum (https://www.scruminc.com/scrum-of-scrums/) und Scrum@Scale (https://www.scrumatscale.com/).
Methoden
Ich spreche bewusst über Methoden, weil die nachfolgenden Dinge für mich mehr Methoden-Charakter haben und weniger ein Prozessmodell darstellen. Beginnen möchte ich wieder auf der Team-Ebene mit XP oder Extreme Programming (https://de.wikipedia.org/wiki/Extreme_Programming). Diese Methode stellt die Lösung in den Vordergrund und verzichtet weitgehend auf klare Prozessregeln. Ist zudem das Problem oder die Aufgabenstellung noch unbekannt, kommt oft Design Thinking (https://de.wikipedia.org/wiki/Design_Thinking) zum Einsatz. In Verbindung mit einer Unternehmensgründung wird daraus Lean Startup (https://de.wikipedia.org/wiki/Start-up-Unternehmen#Lean_Startup).
Fokussieren wir nicht so sehr auf die (Software) Produktentwicklung, so kommen auch Methoden zur Organisationsentwicklung zum Einsatz. Sehr gefällt mir hier die Open Space Agility Methode von Daniel Mezick (https://openspaceagility.com/big-picture/), die auf die Open Space Methode (https://de.wikipedia.org/wiki/Open_Space) aufsetzt. Auch Jutta Eckstein und John Buck haben Open Space in ihr BOSSA.nova Modell integriert (https://www.agilebossanova.com/). In BOSSA.nova ist auch die Methode Beyond Budgeting eingeflossen (https://de.wikipedia.org/wiki/Beyond_Budgeting)
Organisationsformen
Abschließend möchte ich noch auf die Organisationsformen verweisen, die für mittlere bis große Unternehmen im agilen Umfeld „erfunden“ wurden. Hier ist an erster Stelle sicherlich das „scaled agile framework“ SAFe zu nennen (https://www.scaledagileframework.com/). Oft wird auch die Soziokratie gennant (https://de.wikipedia.org/wiki/Soziokratie), die aber meines Erachtens nur in non-Profit Organisationen funktionieren kann. Die Holokratie als Sonderform der Soziokratie ist nach meiner Auffassung besser umsetzbar (https://de.wikipedia.org/wiki/Holokratie). Anne Schüller hat ebenfalls das System der Abstimmungskreise in ihrem Ansatz der Orbit Organisation beschrieben (https://www.anneschueller.de/die-orbit-organisation.html)
Prominente Beispiele
Zuletzt will ich noch auf prominente Beispiele verweisen, die zeigen: es muss nicht immer 100% einem bestimmten Framework oder einer Methode gefolgt werden. Wichtiger ist es für das eigene Unternehmen die richtigen Wege und Arbeitsweisen zu finden und diese wertschätzend und wertschöpfend zu leben:
Spotify
Hierzu habe ich bei corporate rebels einen guten Artikel gefunden, der beschreibt wie Spotify in Stämmen, Gilden und anderen urtümlichen Gruppengebilden zusammenarbeitet: https://corporate-rebels.com/spotify-1/
Saab
Dieses Beispiel wird gerne und oft von Jeff Sutherland, einem der Erfinder von Scrum, bemüht. Es zeigt, wir auch ein mechatronisches Produkt, agil konstruiert werden kann: https://www.scruminc.com/wp-content/uploads/2017/02/Release-version_Owning-the-Sky-with-Agile.pdf
Gore
Gore hat erkannt, dass ab ca. 150 Personen die Selbst-Organisation gefährdet ist, oder zumindest schwierig wird, da die Personen oder Teams nicht mehr direkt miteinander in Beziehung stehen. Der Ausweg ist: halte das Unternehmen klein. Wie Gore das tut wird hier erklärt https://www.business-wissen.de/artikel/gleichgestellt-die-organisation-bei-gore-tex-ist-ein-lockeres-netzwerk/
Swisscom
Vor Kurzem durfte ich die Swisscom besuchen. Hier hat mich der Ansatz des „human centered design“ sehr beeindruckt, der in der gesamten Organisation verankert wurde: https://ict.swisscom.ch/2013/09/dank-human-centered-design-mehr-naehe-zum-kunden/