Die letzten Wochen haben uns gezeigt: agile Teams, oder Abteilungen die agil aufgestellt waren sind überwiegend besser durch die COVID-Krise gekommen, als klassisch hierarchisch geführte Teams.
Welche Vorteile hatten agile Teams in der Krise?
Hier gibt es verschiedene Gründe. Zum ersten arbeiten agile Teams selbst-organisiert. Die Aufgabe oder das Ziel des Teams ist klar definiert und wird nicht täglich durch Micro-Management der Führung neu bestimmt. Ändern sich Rahmenbedingungen wie z.B. durch die COVID-Krise, so kann das agile Team wesentlich schneller darauf reagieren und seine Aufgaben gegebenenfalls neu priorisieren.
Durch die iterative Vorgehensweise konnte zudem durch Experimente der zunächst chaotische Zustand der Umwelt erkundet werden und – in der nächsten Iteration – das Verhalten oder die Aufgaben angepasst werden. Dies stellt schließlich den wesentlichen Kernbegriff des Wortes „agil“ dar.
In diesem iterativen Vorgehen eines agilen Teams steckt verborgen eine Lernschleife. Das Team ist es sowieso gewohnt mit Veränderungen umzugehen und fortwährend zu lernen. Dies half nun auch in der COVID-Krise. Wesentlich ist aber, dass es ein agiles Team gewohnt ist, für die Retrospektive – das Lernen – die notwendige Transparenz herzustellen. Dies ist auch im Zusammenhang mit COVID, sicherlich manchmal unbewusst, passiert. Der Effekt für Individuen die es gewohnt sind in dieser Form zu lernen und sich dazu die sachdienlichen Informationen selbständig einzuholen war: weniger Angst. Betrachtet man vor allem die ersten Wochen des Ausbruches von COVID so war das gesellschaftliche, oder auch berufliche und geschäftliche Umfeld doch stark durch Angst gelähmt und handlungsunfähig. Nicht so die Personen, die es durch tägliche Übung und quasi automatisierte Verhaltensweisen gewohnt sind mit komplexen und veränderlichen Situationen (VUCA !) umzugehen.
Erheblichen Einfluss auf die Produktivität hatte natürlich auch das „Begegnungsverbot“ – nur nicht bei agilen Teams. Die sind es gewohnt selbständig zu arbeiten und sich zu gezielten Zeiten (z.B. in einem „daily-standup“) zu synchronisieren. Ebenso sind sie es gewohnt bei komplizieren Dingen die Effizienz durch paarweises Arbeiten („pairing“) zu steigern. Und wenn es ganz schlimm kommt setzt das Team auf Schwarm-Intelligenz („swarming“). Dabei galt es zu Beginn natürlich das Problem der „Remote-Kommunikation“ zu lösen. Also so fern noch nicht vorhanden, die geeignete Software für Video-Konferenzen zu finden und die Technik zum Laufen zu bringen. Gab es da Probleme? Sicher, aber z.B. hat ein Scrum-Team genau dafür den Scrum-Master, der sich nur um solche Dinge („impediments“) kümmert. D.h. auch hier war die agile Organisation besser aufgestellt, als die klassische.
Wie geht es weiter für agile Teams?
Die große Gefahr für agile Teams ist sicherlich, einfach wieder zur Tagesordnung über zu gehen. Das wäre aber in meinen Augen ein Fehler. Es gilt nun eine vielleicht erweiterte Retrospektive zu machen und im Team – oder besser der Abteilung – die Dinge herauszuarbeiten, die in der Kriese NICHT funktioniert haben. Diese gilt es wiederum zu priorisieren (z.B. mit Hilfe des Eisenhower-Prinzips) und Taten folgen zu lassen. Vielleicht reicht es dabei auch eine Art Krisenhandbuch zu schreiben, so dass man bei der nächsten Krise die „lessons learned“ gleich bei der Hand hat.
Wichtiger als das Krisenhandbuch scheint mir aber zu sein auf die Dinge zu schauen, die in der Krise gut oder besser funktioniert haben. So habe ich z.B. von einigen Teams gehört, die sagen sie konnten im Homeoffice effizienter arbeiten als im Büro. Das mag nicht für alle Teams gelten (und vor allem nicht für jedes Individuum), es könnte aber durchaus helfen z.B. zu einer flexiblen Homeoffice-Lösung im Team zu kommen. Auch die Verwendung von digitalen Helferlein muss nicht aufhören – genauso wenig muss sie zwingend weiter betrieben werden. Das Team, oder die Abteilung sollte aber darüber nachdenken welche positiven Erfahrungen aus der Krise weiter verwendet werden können.
Und nicht-agile Teams?
Alle Teams die in der Krise an mindestens einem der nachfolgenden Punkte gelitten haben, sollten MIT ihren Führungskräften darüber nachdenken, ob eine Transformation zu mehr Agilität, d.h. mehr Selbstorganisation wichtig wäre, um das Unternehmen oder die Abteilung resilienter im Krisenfall zu machen.

Hilfe benötigt?
Sofern agile Teams oder Abteilungen für diesen einmaligen Lernprozess Unterstützung benötigen, stehe ich als Coach zur Verfügung.
Nicht-agilen Teams, Abteilungen, oder Unternehmen helfe ich gerne als Coach, um a) die Situation rückblickend nochmals zu verarbeiten, b) daraus Schlüsse für eine Organisationsentwicklung in der Zukunft zu ziehen und c) die agile Transformation zu begleiten.