Wie kann eine Organisation – abstrahiert – mit einem komplexen Softwaresystem verglichen werden?
Als Software-Entwickler haben wir verschiedene Strategien, Tools und Modelle entwickelt, um komplexe Software-Systeme zu entwickeln. Wir nutzen dazu z.B.
- Domain driven design
- building blocks
- das OSI-Modell
- APIs (z.B. nach dem Grundsatz „API first“)
- BPMN (business process modelling notation)

Als Software-Entwickler versuchen wir den Elefant zu zerlegen, um Komplexität zu reduzieren und ein klares Bild über Schnittstellen und System-Status zu erhalten
Betrachten wir die Organisationsentwicklung, so wurden dort ähnliche Vorgehensmodelle und Strategien entwickelt.
- funktionale Teams werden gebildet
- Kommunikation wird organisiert
- Skalierungsmodelle wie SAFe, LESS oder andere, die auch die Kommunikation steuern, werden angewandt
Insgesamt sind meines Erachtens alle Modelle mit dem „viable Systems Model“ von Stafford Beer erklärbar:


Eine Organisation ist daher vergleichbar mit einem komplexen Softwaresystem in Domänen unterteilt, die über definierte Schnittstellen miteinander kommunizieren.
Das obige Bild zeigt eine klassisch hierarchische Organisation. Das Prinzip gilt aber auch für Kreis-Organisationen nach dem Soziokratie-Modell. Die Vertreter dieser Organisations-Form werden mich hoffentlich bestätigen, dass letztendlich jeder Abstimmungskreis in der Kreis-Organisation als „Domäne“ mit definierten Schnittstellen zu anderen Kreisen darstellt – wie von einer guten Software-Architektur definiert.
Interessanterweise habe ich wenige Wochen nach meinen Überlegungen einen Artikel in der Zeitschrift „Objektspektrum“ gelesen, der sich genau diesem Thema – aber weitaus umfassender – widmet. Die Autoren Dr. Christian Mennerich und Frederick Meseck beschreiben in Ihrem Artikel „Systemtheorie und Softwaredesign – Wie Soziologie und Softwareentwicklung zusammenspielen können“ sehr detailliert die Gemeinsamkeiten beider Themenfelder.
Danke für diesen interessanten Vergleich, Michael. Ich bin kein Softwareentwickler, daher kann ich das mit der Reduzieung der Komplexität in diesem Bereich nicht beurteilen. Beim VSM findet diese jedoch nicht statt. Im Gegenteil, die Komplexität wird erhöht und so an die der Systemumwelt angepasst. Die Varietät wird erhöht (Ashby’s Law).
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Zu schnell abgeschickt, hier noch meine Ergänzungen: Ich habe mir überlegt, ob die Komplexität in der Softwareentwicklung durch Zerlegung des Elefanten reduziert wird. Die Struktur des Systems wird verändert. Es entsteht eine neue Ordnung. Aber: Wurde das Softwaresystem dadurch weniger komplex? Ist die Vernetzung geringer geworden? Haben sich die möglichen Zustandsveränderungen des Systems deshalb verringert? Und meine letzte Frage: Ist Softwareentwicklung immer komplex? Verändern sich Regeln durch Rückkoppelungen? Wenn nicht, dann wäre sie „nur“ kompliziert. Dann würde des kein kybernetisches Vorgehen zum Umgang mit dem Unvorhergesehenen brauchen.
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